Steve Jobs ist tot

Klar trifft es immer die Falschen. Wir hätten uns sein Bleiben länger gewünscht. Schließlich ist da die Angst, dass die Firma Apple ohne ihre geniale Lichtgestalt im main stream dröger Technik und beflissener Geschäftemacherei versinkt.

Die von Steve Jobs beflügelte Apple-Technik hat vielen Menschen den Zugang zur Computerwelt erleichtert, wenn nicht gar erst ermöglicht. Endlich eine Technik, die für ihre Benutzer gedacht war, selbst erklärend, intuitiv erfassbar, leicht zu bedienen, so dass man fast nicht mehr merkt, es mit einem Computer zu tun zu haben. Keine apokryphen Fehlermeldungen und keine ewigen Abstürze.

Aber das war nicht das Entscheidende. Uns hat der durch Apples Technik beflügelte Orientierungswechsel begeistert: Computer als Werkzeug, nicht als Maschine. Computer für die Inszenierung des Individuums, Menschen nicht als Sklaven eines Systems. Die Älteren von uns erinnern sich noch gerne an das Video zur Einführung des Macintosh im Januar 1984, in dem eine blondgelockte Frau das Big-Brother-Imperium der Großrechnerwelt mit einem Hammerwurf zertrümmerte:

Computer als Werkzeug war das Paradigma, das gegen die Herrschaft der großen Systeme gerichtet war. Endlich ein Computer für die Menschen, für die eigene Arbeit, die man damit in Szene setzen kann. Ein empfindlicher Schlag gegen das Imperium.

Dass Technik einfach, schön und grazil sein kann, das verdanken wir darüber hinaus auch zu einem großen Teil der Firma Apple unter der Führung von Jobs. Ein nahezu spielerisch bedienbares Interface, intuitiv erfassbar, keine Angst machend und fehlerrobust, das waren die Merkmale für eine neue Computer-Generation, Interaktion des Benutzers gegen vom System diktierten Workflow.

Alles Errungenschaften, die der Geschäftswelt und ihren stupiden Computerprogrammen heute immer noch weitestgehend fremd sind, denkt man an die Hässlichkeit und Schwerfälligkeit all der SAP-Programme und wie sie sonst noch heißen mögen. Die Genialität und die Ausstrahlung eines Steve Jobs schien uns wie ein Bollwerk gegen die Verachtung der Individualität, die so viele Konzerne zu ihrem geheimen Wahlspruch gemacht zu haben scheinen. So wächst mit dem Tod von Jobs die Angst davor, dass das Imperium zurückschlägt und die kleinen kostbaren Freiheiten wieder einsammelt.

Karl Schmitz, im Oktober 2011