Der Untergang des Personalbereichs

Kleiner Rückblick: Die tse wurde 1984 gegründet; einer ihrer Schwerpunte war und ist die Beratung von Betriebsräten insbesondere beim Einsatz neuer Techniken. Wie selbstverständlich gehörten die Personalchefs in den 1980er und1990er Jahren den Vorständen an, zumindest bei größeren Unternehmen. Es gab kaum Frauen in diesem Amt. Gelegentlich gab es auch noch so etwas wie Personalentwicklung, die den Namen verdient hatte.

Langsam aber sicher änderten sich die Zeiten. Der Personalbereich wurde zur Abteilung, der Chefposten war nicht mehr wichtig genug für ein Vorstandsamt. Jetzt bekamen auch Frauen den Job. Von Personalentwicklung wurde immerhin noch geredet.

Und in der globalisierten Jetztzeit: Human Resources ist zum Service Center abgestiegen. Es wird gejammert, aber die Betroffenen stellen sich nicht auf. Die Personalreferenten sind nun Business Partner. Sie sind als Berater für die Führungskräfte zuständig. Die normalen Beschäftigten, also das Fußvolk, für sie gibt es nur noch eine Art Call Center: eine Telefonnummer und eine Mailadresse oder ein Intranet-Portal. Wenn man Pech hat, ist es in ein Niedriglohnland outgesourct, und man trifft auf Call Center Agents. Wenn man Glück hat, sprechen sie einigermaßen verständlich deutsch.

Personalentwicklung ist in die Textbibliotheken des Marketing abgewandert. Aber es darf gegendert werden. Schade, schade, in fast allen management briefings liest man, wie wichtig die Ressource Mensch ist. Zwar Ressource, aber wichtig. Doch an den meisten Wochentagen ist ja nicht Sonntag.

Übrigens haben wir schon vor fast 20 Jahren auf diese Entwicklung hingewiesen: schauen Sie zum Beispiel hier.

Karl Schmitz, Januar 2022